Die Bedeutung gespendeter Muttermilch, auch als Frauenmilch bezeichnet, für die enterale Ernährung von Frühgeborenen rückt immer stärker in den Fokus neonatologischer Versorgung. Frauenmilchbanken (FMB) spielen dabei eine zentrale Rolle, indem sie unter definierten Mindestanforderungen gespendete Milch annehmen, untersuchen, lagern und an Frühgeborene sowie kranke Neugeborene ausgeben, für die die eigene Muttermilch nicht verfügbar ist. Trotz der Schließung westdeutscher FMB bis Ende der 1980er Jahre erlebte das Frauenmilchbankwesen im vergangenen Jahrzehnt eine gesamtdeutsche Wiederbelebung. Dies ist vor allem darauf zurückzuführen, dass die Versorgung von Frühgeborenen mit Muttermilch in neonatologischen Abteilungen weiterhin als unzureichend gilt. Neue Frauenmilchbanken an Perinatalzentren wurden etabliert, dennoch stellt sich die Frage, wie eine flächendeckende und nachhaltige Versorgung mit Frauenmilch gewährleistet werden kann. Die vorliegende Übersicht präsentiert die Ergebnisse einer offenen Podiumsdiskussion im Rahmen des 3. Symposiums der Frauenmilchbank-Initiative e.V. vom 25.11.–26.11.2022 in Nürnberg. Ziel war es, aktuelle Strukturen und Betreibermodelle im deutschen Frauenmilchbankwesen sowie deren Anpassungsfähigkeit an gegenwärtige und zukünftige Anforderungen aufzuzeigen. Diese Erkenntnisse sollen dazu beitragen, eine bedarfsorientierte Planung für eine flächendeckende Versorgung von Frühgeborenen mit humaner Milch zu unterstützen.

ARTIKEL vom Thieme-Verlag online veröffentlicht am 03.08.2023